Die Philosophische Anthropologie wird traditionell als diejenige philosophische Disziplin bestimmt, die sich mit der Frage „Was ist der Mensch?“ beschäftigt. Es ist aber alles andere als klar, worauf genau diese trügerisch einfache Was ist-Frage zielt. Die empirischen Humanwissenschaften haben vielfältiges Wissen über den Menschen angesammelt, insbesondere biologisches, und scheinen dabei gut ohne philosophischen Überbau auszukommen. Die Philosophie steuert kein zusätzliches empirisches Wissen bei, aber ihr könnte die integrative Aufgabe zukommen, das angesammelte humanwissenschaftliche Wissen zu sichten, zu ordnen und auf die Frage nach dem Wesen oder der Natur des Menschen zu beziehen.
Die Vorlesung wird u. a. die folgenden Fragen behandeln: Wie verhält sich die Anthropologie (a) zu den anderen philosophischen Disziplinen, (b) zu den empirischen Humanwissenschaften und (c) zu den Bereichsanthropologien (historische, biologische, medizinische, theologische, Kultur- und Sozialanthropologie)? Lässt sich aufgeklärt an der Rede von der „Natur des Menschen“ festhalten, auch wenn man einige Voraussetzungen des aristotelischen „Essentialismus“ nicht mehr teilt? Welche Rolle spielt der Vergleich des Menschen mit den (anderen) Tieren in der Anthropologie? Wie ist die traditionelle These vom Menschen als „Mängelwesen“ (Protagoras, Herder, Gehlen) zu verstehen? Sind die mentalen Fähigkeiten des Menschen prinzipiell oder nur graduell von denen anderer Tiere unterschieden? Wie verhalten sich die biologische und die kulturelle Evolution zueinander, wie die erste und die „zweite Natur“ des Menschen?
Die Vorlesung ist systematisch angelegt, wird aber mindestens auf die anthropologischen Auffassungen von Platon, Aristoteles, Hobbes, Descartes, Kant, Darwin, Scheler, Plessner, Gehlen und Tomasello eingehen.
Es werden begleitende Tutorien angeboten.
- Kursverantwortliche/r: Martin Klaus Günther
- Kursverantwortliche/r: Geert Keil