Entgegen dem landläufigen Narrativ, HipHop sei dominiert von einer Hypermaskulinität, die sich in überzogenen Gangster-Images oder misogynen und homophoben Haltungen manifestiert, haben Frauen seit jeher einen integralen Part Rap-Geschichte gespielt - auch in deutschsprachiger Rap-Musik. Sei es durch ihre Rap-Skills, ihre Fähigkeiten zu schreiben, die lyrischen Inhalte ihrer Tracks, die Art sich selbst zu inszenieren - weibliche Szeneakteur:innen dekonstruieren aktiv marginalisierte oder objektifizierte Positionen, die ihnen zugewiesen werden.

Im deutschsprachigen Kontext errungen jüngst in einer rasanten Entwicklung immer mehr nicht-weiße und/oder queere (weibliche) Protagonist:innen Sichtbarkeit im Rap-Business. Künstlerinnen wie Hayiti, Juju, Ebow oder Eunique diversifizieren den Deutschrap. Sie transformieren nicht nur gender-Aspekte, sondern greifen auch Klischees von class und race an.

Im Zuge des Seminars befassen wir uns mit der Konstruktion von weiblichen sowie queeren Identitäten im deutschsprachigen Rap. Wir arbeiten uns in die aktuellen Diskussionen zum Thema Rap, Feminismus und Identität ein. Dabei untersuchen wir aus intersektionaler Perspektive Performance und Rezeption postmigrantischer Szeneakteurinnen.

Mittels theoretischer Zugänge aus u.a. den Popular Music Studies, Female HipHop Studies, Performance Studies, Gender Studies und Postcolonial Studies, widmen wir uns dem musikalischen Schaffen weiblicher Akteur:innen in der deutschsprachigen Szene. Wir analysieren, auf welche Weise es diesen Rapperinnen gelingt, Rollenbilder für sich  umzudeuten. Wir reflektieren die Konstruktion von Gender und ethnischer Identität innerhalb der hiesigen postmigrantischen Gesellschaft und fragen darüber hinaus, wie diese im Zusammenhang steht mit der afro-diasporischen Kultur des HipHop (cultural appreciation vs. cultural appropriation).

Semester: WiSe 2022/23