Das Konzil von Ephesus 431 (das sog. Dritte Ökumenische Konzil) ist eine wichtige Etappe in den christologischen Debatten des fünften Jahrhunderts. Theologisch im Zentrum steht die Kontroverse zwischen Nestorius, Bischof von Konstantinopel, und Kyrill von Alexandrien. Die Rivalitäten zwischen den kirchlichen Machtzentren Rom, Konstantinopel, Alexandria und Antiochien, die Interessen des Kaiserhofs und Spannungen zwischen Bischöfen und Mönchen kommen hinzu und erzeugen eine explosive Gemengelage. In der Folge wird das Konzil zur dramatischen Auseinandersetzung zwischen rivalisierenden Gruppierungen, die nie gemeinsam tagen. Am Ende ist es spektakulär gescheitert. Bestimmte Aktivitäten und Texte einer Partei finden erst Jahre später Anerkennung. Als das erste altkirchliche Konzil überhaupt, von dem vollständige Sitzungsprotokolle neben vielen anderen Dokumenten (Briefe, Eingaben an den Kaiser, Berichte, theologische Entwürfe, kaiserliche Anordnungen usw.) erhalten sind, erlaubt das Konzil faszinierende Einblicke in die Formen und Bedingungen theologischen Streitens und kirchlichen Entscheidens, ihrer Bedeutung für die Entwicklung des Dogmas und ihrer Resonanz in der zeitgenössischen Gesellschaft.

Semester: WiSe 2020/21