Für fast alle Handlungen haben wir Gründe. Manchmal aber ist es nicht nur der Fall, dass etwas für eine Handlung spricht, sondern auch, dass wir die Handlung ausführen sollen – wir sind dann gefordert, sie auszuführen. Und manchmal ist eine Handlung nicht nur gefordert, sondern moralisch gefordert. Moralische Forderungen scheinen eine spezifische Form praktischer Erfordernisse zu sein. Dieses Phänomen und Probleme in seinem Umkreis werden uns in diesem Seminar beschäftigen. Ausgehend von (zumeist englischsprachigen) Arbeiten aus der neuesten philosophischen Forschung werden wir uns u. a. fragen, wie Begriff und Phänomen des praktischen Sollens philosophisch erhellt werden können und wie der Idee, dass das moralische  Sollen eine spezifische Form des praktischen Sollens ist, theoretisch Rechnung getragen werden kann. Hierbei werden wir uns auch mit dem Phänomen der Supererogation befassen – d. h. mit Handlungen, die moralisch besonders gut oder lobenswert sind, aber nicht moralisch gefordert zu sein scheinen. Eine wichtige Rolle in unseren Diskussionen wird der aktuell intensiv diskutierte reasons first-Ansatz spielen, dem zufolge normative Phänomene in letzter Instanz mithilfe des Begriff des praktischen Grundes analysiert werden können.



Semester: WiSe 2020/21