In diesem Vorlesungskurs werden Probleme des literarischen Vergleichs von Texten dargestellt und diskutiert, die anerkanntermaßen zahlreiche und zum Teil systematische Bezüge zueinander aufweisen. Der Vergleich zwischen den Passagen des Neuen Testaments wird dadurch besonders vielversprechend, dass viele von ihnen ähnliche Textpartien enthalten. Eine besondere Rolle spielen zwei Bücher, die im NT-Corpus ein Viertel ausmachen, das sog. lukanische Doppelwerk, bestehend aus dem Lukasevangelium (Lk) und der Apostelgeschichte (Apg). Das Lk ist eines der vier kanonischen Evangelien, das mit jedem der restlichen drei Ähnlichkeiten aufweist, und zwar mit jeweils besonderen Schwerpunkten. Lk ist aber für komparatistische Forschungen auch deswegen von besonderem Interesse, weil auch sein zweiter Band, die Apg, sich die Evangelien zu Vorbildern macht, und zwar – wie erst neuerdings entdeckt – nicht nur das lukanische, sondern auch die anderen (zumindest Markus und Matthäus). Hier sind die Affinitäten allerdings oft verdeckt und nur mit einiger Mühe eruierbar. Auch andere Schriften des Neuen Testaments werden im Vorlesungskurs diskutiert, insbesondere die einander oft (aber nicht immer) sehr ähnliche Werke des Markus und des Matthäus. Anhand des Textvergleichs gewinnen solche Begriffe der Literaturwissenschaft wie Hypertext, Metatext und Rewriting für altphilologische Untersuchungen an Gewicht.

Kenntnisse der griechischen Sprache sind erwünscht.

Materialien und Download der Vorlesung werden über Moodle bereitgestellt. Der Kursschlüssel wird den über AGNES angemeldeten Teilnehmer*innen per Rundmail mitgeteilt.


Semester: WiSe 2020/21