Viele Studierende haben vor ihrem Studium bereits Erfahrungen in der pädagogischen Praxis gemacht und/oder streben an, nach Studienabschluss in der pädagogischen Praxis arbeiten zu wollen. „Mehr Praxisbezug“ wird daher von Studierenden im Rahmen des Studiums der Erziehungswissenschaften immer wieder gefordert. Doch was ist ‚Praxis‘ überhaupt? Und meinen wir überhaupt alle dasselbe, wenn wir von ‚der Praxis‘ sprechen?

Wir wollen uns in diesem Seminar dem Bereich der Praxistheorien widmen. Praxistheorien stellen ein relativ neues und heterogenes Feld unterschiedlicher Forschungsansätze dar, die den Anspruch verfolgen, soziale Praxis und soziale Praktiken zu erforschen. Wir werden dabei ausgehend von unseren eigenen Erfahrungen mit und aus ‚der Praxis‘ das Verhältnis von pädagogischer Praxis und pädagogischer Theorie diskutieren. Wir wollen praxistheoretische Perspektiven auf pädagogische Praktiken und Phänomene wie Bildung, Erziehung und Lernen diskutieren. Auch der Frage nach der empirischen Erforschbarkeit ‚der Praxis‘ werden wir an konkreten Beispielen nachgehen.

Wir wollen dabei eine Sichtweise problematisieren, die pädagogische Praktiken als bloße Anwendung von Theorien begreift und welche ‚die Praxis‘ nur als absichtsvolle und geplante Handlungen versteht. Stattdessen erarbeiten wir uns eine Perspektive auf die Routinisiertheit, Leiblichkeit und Implizitheit alltäglicher Praktiken und fragen danach, welchen Beitrag pädagogische Praktiken zur Bildung und Aufrechterhaltung sozialer Ordnungen haben. Damit soll ermöglicht werden, die eigene Sicht auf ‚die Praxis‘ zu hinterfragen und zu erweitern und danach zu fragen, was diese Einsichten für die eigene Praxis bedeuten können.


Semester: WiSe 2020/21