So zahl- und variantenreich uns Tierlaute in alltäglichen, künstlerischen und wissenschaftlichen Zusammenhängen begegnen, so wenig beachtet bleibt oft die Geschichte dieser Begegnungen. Dabei spielen die Wahrnehmung, Inszenierung und Reflexion tierlicher Akustik eine wesentliche Rolle in der Kultur- und Wissensgeschichte, insbesondere in historischen Aushandlungen der Mensch-Tier-Beziehung. Und dies nicht ohne Grund: Tierlaute zementieren, aber stören oder erschüttern auch unsere Abgrenzungen vom ‚Anderen‘. Ob etwa der Vogelgesang und die Lautäußerungen von Affen evolutionäre Vorstufen von Musik und Sprache seien oder ob Tierlaute nicht viel eher eine grundsätzliche Alterität zu Gehör brächten, wurde im intensiven Austausch von Wissenschaft, Medientechnikforschung und den Künsten untersucht. Anhand ganz unterschiedlicher historischer „Hörplätze“ tierlicher Akustik vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart werden wir im Seminar den jeweiligen Medien und Techniken, den Akteuren, Praktiken und Narrativen jener transdisziplinären Bioakustik nachgehen und dabei auch eigene, neue Hörerfahrungen machen.

Semester: WiSe 2020/21