Kaum hatten die Römer Hannibal und die Karthager in einem langen und erschöpfenden Krieg (218–201 v. Chr.) besiegt, gelang es ihnen in wenigen Jahrzehnten, alle Könige der hellenistischen Welt zu besiegen. Bereits um die Mitte des 2. Jhs. waren sie uneingeschränkte Machthaber im gesamten Mittelmeerraum. Dieser rasante Aufstieg einer Stadtrepublik zur Weltmacht faszinierte bereits die Zeitgenossen und wurde von griechischen und römischen Geschichtsschreibern literarisch verewigt. Die Geschichtsschreiber betrachteten diese Entwicklung allerdings aus der Rückschau und interessierten sich für ihre herausragenden Akteure und dramatischen Ereignisse. Inschriften dagegen sind zeitgenössische Zeugnisse und haben Einzelheiten bewahrt, die den Literaten unbekannt, gleichgültig oder selbstverständlich erschienen. Briefe bezeugen die diplomatischen Beziehungen zwischen römischen Befehlshabern und kleinen griechischen Städten, Weihinschriften, wie römische Feldherren ihre Siege verewigten, Ehreninschriften, wie die Griechen sich mit den Römer arrangierten, Gesetzesbeschlüsse, wie die Republik versuchte, ihrem neu gewonnenen Weltreich Herr zu werden.

In der Übung werden wir die Besonderheiten griechischer und römischer Inschriften behandeln und anhand ausgewählter Beispiele die Methoden ihrer Dokumentation und Interpretation kennenlernen. Vermittelt wird dabei Grundlagenwissen zur Politik und Kultur des 2. Jhs. v. Chr., einer Schlüsselperiode der griechisch-römischen Geschichte.

Semester: WiSe 2020/21