Das Seminar befasst sich mit der Geschichte von Seuchen und den verschiedenen Strategien ihrer Bekämpfung, Eindämmung und symbolischen wie sozialen Bewältigung. Staatsbildung und Seuchenbekämpfung gingen historisch eine enge Verbindung ein. Epidemien, verbunden mit Hungersnöten und Klimakatastrophen, lösten grundlegende Ängste aus, deren Bewältigung zu einem veränderten Verhältnis nicht nur zu Sterben und Tod, sondern auch zur Natur und zum Selbst führte. – Inwiefern lassen sich Aufklärung, Rationalisierungs- und Hygienediskurse vor dem Hintergrund der Seuchengeschichte gegenwärtig neu lesen? Welche Otheringprozesse wurden durch Pestbekämpfung eingeübt, welche Formen der (Selbst)Kontrolle aufgebaut? Nicht zuletzt der Pass nahm seinen Ursprung in einem Passierschein, den man in Pestzeiten vorlegen musste. An den Grenzen Europas tragen Grenzpolizisten (bereits vor der Corona-Pandemie) Mundschutz und Handschuhe, um sich vor einer vermeintlichen Ansteckungsgefahr durch Migrierende zu schützen. Die ‚Ausgegrenzten der Moderne‘ wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts als „Ungeziefer“ bezeichnet und der „Vernichtung“ preisgegeben. Inwiefern dienen „Säuberungen“ bis heute dazu, Alterität und Differenz zu bändigen? Inwiefern sind selbst die gegenwärtigen (biometrischen) Verfahren zur Generierung von „Sicherheit“ in alte seuchenpolitische Strategien verwickelt? |
- Kursverantwortliche/r: Prof. Dr. Claudia Bruns
- Kursverantwortliche/r: Yvonne Kult
- Kursverantwortliche/r: Xenia Müller
- Kursverantwortliche/r: Xenia Müller
- Kursverantwortliche/r: Jana Leonora Storch