Mit dem Begriff ‚Maske‘ können Dinge, Bilder, Hüllen, Körpergesten und Mimiken, rhetorische Sprechweisen, literarisch- philosophische Haltungen oder gar paradoxe Konstellationen bezeichnet werden. Es ist daher nicht ganz einfach zu sagen, was eine Maske ist und es scheint sinnvoll, die essentialistische Frage durch eine andere zu ersetzen, die nach der Maske als kulturelles Phänomen fragt: Wo und wann treten Masken in Erscheinung, welche Kulturgeschichten und -theorien verbinden sich mit Masken und Maskierungen? Im Seminar wird der Schwerpunkt auf die europäische Masken-Rezeption zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelegt, insbesondere während der Zwischenkriegszeit in Deutschland, als es eine intensive Auseinandersetzung mit außereuropäischen und antiken Masken, Masken aus dem europäischen Brauchtum, Totenmasken und auch Schutzmasken wie der Gasmasken in den Wissenschaften, den darstellenden und bildenden Künsten, der Literatur und Philosophie gab. Warum erlangte die Masken-Rezeption eine solche Verbreitung und welche technischen, künstlerischen, politischen, epistemischen Funktionen erfüllten die Masken?

Im Seminar werden wir in jeder Sitzung exemplarisch eine Maske oder Maskierung aus dem Fundus kulturhistorischer und - theoretischer Quellen (u.a. Ernst Jünger, Walter Benjamin, Helmuth Plessner, Jean Rivière, Mary Wigman, Bertolt Brecht) unter einem bestimmten Blickwinkel betrachten. Im Fokus dieser ‚Variationen‘ stehen leibliche, existentielle, soziale, geschlechterbezogene, interkulturelle, politische sowie ökologische Aspekte von (Un-)Sichtbarkeit und (Un-)Durchlässigkeit. Im Verlauf des Seminars werden wir uns auch fragen, welche Beziehungen zwischen diesen Aspekten bestehen.


Semester: WiSe 2020/21