„Eichmann in
Jerusalem“ zählt zu Hannah Arendts bekanntesten wie umstrittensten Texten.
Bereits unmittelbar nach dessen Erstveröffentlichung in der Zeitschrift The
New Yorker (1963) wurde ihr Bericht über den Prozess gegen Adolf Eichmann
in Jerusalem 1961 zum Auslöser einer heftig geführten Debatte. Ihre
Charakterisierung der Person Eichmanns, das Wort von der „Banalität des Bösen“,
vor allem aber ihre Darstellung der Rolle der Judenräte während des Holocaust
ernteten scharfen Widerspruch, der sich in Gershom Scholems Diktum, Arendt
ermangele es an Ahavat Israel, verdichtete.
Im Seminar wollen wir uns dieser historischen Konstellation aus
unterschiedlichen Perspektiven annähern. Zu Beginn werden wir uns Hannah Arendt
selbst und ihren ersten Texten zu Nationalsozialismus und Judenvernichtung
zuwenden, die sie bereits unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs
angefertigt hat. Im zweiten Teil des Seminars wird der Verlauf des
Eichmann-Prozesses in Beziehung zu Hannah Arendts Prozessbericht, dessen Inhalt
ebenso wie dessen vielfältige Bearbeitungsgeschichte zum Gegenstand. Zuletzt
diskutieren wir schließlich einer Auswahl an Reaktion auf Arendts Text, um
dadurch die zentralen Themen der vergangenen Kontroverse sichtbar zu machen.
- Kursverantwortliche/r: Michael Wildt