Gegenstand des Seminars ist die dokumentarische und faktographische Gattung ‚Reportage‘, die zwischen der Erfüllung journalistischer Funktionen und ästhetischer Ansprüche oszilliert. Ihr Ziel, Sachverhalte möglichst objektiv darzustellen, verfolgt die Reportage vermittelst einer subjektiven, „persönlich gefärbten“ (E. H. Schütz) Erzählweise. Reporterinnen und Reporter arbeiten nicht (nur) am Schreibtisch, sondern sind Augenzeugen des Geschehens, reisen, beobachten, interviewen oder schmuggeln sich ein. Am Leitfaden unterschiedlicher Typen und Sujets (Kriegsreportage, Reisereportage, Großstadtreportage, Sozialreportage und Gerichtsreportage) untersucht das SE einerseits die Methoden, mit Hilfe derer Daten, Fakten und Dokumente gesammelt werden (Interview, teilnehmende Beobachtung, Recherche), andererseits die Verfahren und Strategien, mit Hilfe derer aus diesen Daten Erzählungen werden. Ein besonderer Fokus liegt auf den Interferenzen der Gattung mit technischen Medien (Telegraphie, Typewriter, Fotografie, Film). Untersucht werden sollen deutsch- und englischsprachige Reportagen aus der Zeit zwischen der Entstehung des Genres in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (u.a. Hugo von Kupffer, Theodor Fontane, Max Winter) und dessen Blütezeit in den 1920er und 1930er Jahren (u.a. E. E. Kisch, Siegfried Kracauer, Gabriele Tergit, Joseph Roth).

Semester: WiSe 2020/21