Seit rund 15 Jahren hat „1989“ die Epochenzäsur „1945“ als Beginn der „Gegenwartsliteratur“ abgelöst: Was aber bedeutet dieses Datum für die Literaturgeschichte 30 Jahre nach der ‚Wiedervereinigung‘? Und umgekehrt: Wie literarisch war die ‚Wende‘? In diesem Seminar soll einerseits das Gedanken- und Methodenexperiment angestellt werden, welche Perspektiven sich für die Geschichtsschreibung aufgrund literarischer Quellen (im weitesten Sinn) ergeben. Was also erfahren wir über die kulturellen, sozialen, politischen und ökonomischen Effekte der ‚Wende‘, wenn wir sie auf Grundlage von Romanen, Erzählungen, Dramen und Gedichten, aber auch von Werbematerialien, Verlagsbilanzen, Rezensionen, Autorenhomepages etc. rekonstruieren? Andererseits soll nach den literarischen Implikationen der etablierten Geschichtsschreibung gefragt werden, insbesondere auch nach den dramaturgischen und erzählerischen Verfahren des politischen Diskurses. Thematische Vorschläge sind willkommen (bitte bis spätestens 15. Oktober 2020 per Mail!).

Literatur: Zur Vorbereitung: Meike Herrmann: Die Historisierung hat begonnen. Die Gegenwartsliteratur seit 1990 als Gegenstand der Lektüre und Forschung. In: Zeitschrift für Germanistik N.F. 16 (2006), S. 109-118. Arne Born: Literaturgeschichte der deutschen Einheit 1989-2000. Fremdheit zwischen Ost und West. Hannover 2019.

Bemerkung: Dieses SE findet als Hybridveranstaltung statt - mit asynchronen Selbst- sowie Gruppenstudienphasen und regelmäßigen Zoom-Sitzungen.

Semester: WiSe 2020/21