In dem lektüre-intensiven Kurs werden Prosa, Essayistik und Briefe analysiert. Wer begegnet sich, als die junge Germanistin die 1933 ins Exil gezwungene drei Jahrzehnte Ältere 1959 erstmals interviewt? Welche beinahe gegensätzlichen zeithistorisch-biographischen Erfahrungen, welche gegenseitigen Projektionen treffen aufeinander? Der von 1960 bis 1982 reichende Briefwechsel lässt bei aller gegenseitigen Wertschätzung auch politische und literarische Differenzen erkennen. Woran scheiterte Christa Wolfs Projekt einer Biographie der Seghers? Gibt es eine literarisch-ästhetische Nähe zwischen der Erzählung Die Reisebegegnung (1972) und der lyrischen Prosa Kein Ort. Nirgends (1979)? Die vergleichende Textanalyse wird ergänzt durch eine Spurensuche in den Nachlassbibliotheken und Archiven zweier bedeutender Kanon-Autorinnen des 20./21. Jahrhunderts. Wie lassen sich Quellen wie der materielle Buchbestand, der Aufstellungsort der Bände innerhalb der jeweiligen Nachlass-Bibliothek, die darin zu findenden Widmungen und Lesespuren angemessen kontextualisieren und deuten?  

Lit: Anna Seghers: Transit (1944); Anna Seghers: Der Ausflug der toten Mädchen (1944/46); Anna Seghers: Reisebegegnung (1972); Christa Wolf: Nachdenken über Christa T. (1968); Christa Wolf: Kein Ort. Nirgends (1979); Christa Wolf, Anna Seghers: Das dicht besetzte Leben. Briefe, Gespräche und Essays. Hg. von Angela Drescher. Berlin 2003; Christa Wolf: Man steht sehr bequem zwischen allen Fronten. Briefe 1952-2011. Hg. von Sabine Wolf. Berlin 2016 

wöchentliche 45-minütige Zoomsitzung, fünf 1-2-seitige Textanalysen als Studienleistung



Semester: WiSe 2020/21