Begleitseminar zur Vorlesung 'Körper des Kollektivs: Figurationen des Politischen'

Wir sind gewohnt, uns das Politische als etwas Unkörperliches, Abstraktes vorzustellen. Und doch ist es vor allem der Körper, der im Mittelpunkt politischer Operationen steht: Im Krieg wird er im Namen der Nation der Gefahr der Verletzung und des Todes ausgesetzt, über den weiblichen Körper soll die Vermehrung der Bevölkerung reguliert werden, in der Schule, im Militär, in Organisationen wird er Disziplinierungs- und Normalisierungsprozeduren unterworfen. Seine Gesundheit steht im Laufe des 19. Jahrhunderts zunehmend im Mittelpunkt staatlicher Maßnahmen, wissenschaftlicher Diskurse und biopolitischer Praktiken. Sein Geschlecht entscheidet im bürgerlichen Jahrhundert über politische Partizipation. Und doch entwickelt der Körper auch einen gewissen Eigensinn und lässt ihn seine Verwundbarkeit gerade zum Ausgangspunkt neuerer Konzeptionen des Politischen werden. – Neben der Erarbeitung aktueller theoretischer Perspektiven auf die Körper- und (Homo)Sexualitätsgeschichte, soll an ausgewählten historischen Beispielen das Zusammenspiel von Wissens-, Macht- und Subjektivierungspraktiken erkundet werden.


Semester: WiSe 2020/21