Diese Vorlesung möchte sich mit den komplexen Relationen zwischen Individual- und Kollektivkörper aus einer historisch-genealogischen wie machtkritischen Perspektive befassen. Ausgangspunkt ist der Befund, dass der Körper ein zentraler Ort gesellschaftlicher und politischer Aushandlungsprozesse ist. Zwischen sozialem, symbolischen und physischem Körper findet ein ständiger Austausch von Bedeutungsgehalten statt. Fein justierte Regierungs- und Disziplinartechniken definieren in der Moderne die Grenzen zwischen legitimen Körpern und illegitimen, ‚anormalen‘ Körpern des Kollektivs: seien sie vergeschlechtlicht, (homo)sexualisiert, ethnisiert oder rassisiert. Insofern gehören die Grenzen des Körpers dem Selbst niemals voll und ganz (Butler). Doch auch in der Vormoderne gab es spezifische Relationen zwischen physischen und symbolischen Körpern, die mit bestimmten Grenzziehungen, Repräsentationen und Topologien verbunden waren. Die Vorlesung möchte anhand ausgewählter Fallstudien und theoretischer Überlegungen in eine intersektional angelegte Körper- und Geschlechtergeschichte des Politischen einführen.

Semester: WiSe 2020/21