Klangartefakte haben es im Museum nicht leicht. Klang ist ephemer, immer in Bewegung, und scheint sich dagegen zu sträuben, in den vermeintlich stillen Tempeln der Kunst an die Wand gehängt zu werden – so wie ihn klassischen Gemäldegalerien jahrzehntelang üblich. Die Künstlerin Björk stellte daher unlängst die provozierende Frage: „How do you hang a song on a wall?" und erprobte dies in einer Ausstellung (MoMA NY 2015), die Lob und ebenso Kritik erntete. Der Medienwissenschaftler Jonathan Sterne spricht für die Moderne von einer „audiovisuellen Litanei", die das Visuelle prinzipiell gegen das Auditive ausspielt. Die daraus resultierende "Hegemonie des Visuellen" (Levin) macht sich nicht zuletzt in der musealen Praxis bemerkbar. Im Seminar untersuchen wir, wie sich diese Auffassung allmählich ändert und akustische Artefakte zunehmend als „museumstauglich" gelten. Zu Beginn der medienwissenschaftlichen Untersuchung steht die Typologie akustischer Aufnahmen, die in Abhängigkeit der Medien- und Technikgeschichte auditiver Kultur steht: Was zeichnet die frühesten Klangaufzeichnungen Edisons im Gegensatz zu heutiger Streaming-Musik aus? Wie unterscheiden sie sich in ihrer Entstehung, Archivierung, im Zugriff und in ihrem Gebrauch? Inwiefern sind die verschiedenen Audio-Genres Produkte ihrer medientechnischen Bedingungen? Darauf aufbauend untersuchen wir nicht nur verschiedene Eigenschaften akustischer Aufnahmen und damit verbundene Affordanzen für deren Ausstellung; wir nehmen auch die praktische Umsetzung in Ausstellungen sowie die Arbeit von Ausstellungsgestalter*innen und Kurator*innen in den Blick. 

Semester: WiSe 2020/21