World Music, World Beat, Global Pop oder Weltmusik 2.0 - Journalismus, Musikindustrie und Musikforschung haben eine Reihe von Begriffen geprägt für Stile weltweiter Popmusik, die sich gegenseitig immer wieder befeuern. Diese Konzepte zentrieren jedoch oft anglo-amerikanische Popmusik als Referenz und kontrastieren sie mit Klängen, die dann im Vergleich als geographisch peripher eingeordnet werden (z.B. Balkan Beats, Asian Underground). In dieser Vorlesung gehen wir über diese Metropole-Peripherie-Dichotomie hinaus und nehmen auch trans-kreolische Dynamiken jenseits westlicher Metropolen in den Blick. Denn konsequenterweise müssen wir populäre Musik in historischer Perspektive immer schon trans-regional und kreolisiert denken. Viele der Komponisten des 19 Jh. im Süden der USA waren afro-karibischer Herkunft und die Vermarktung aufgenommener Popmusik von Anbeginn ein trans-nationales Unterfangen (Denning). Wir lernen, wie kongolesische Rumba auf dem gesamten afrikanischen Kontinent umarmt wurde, wie die indische Diaspora in der Karibik Stile wie Chutney entwickelt hat oder wie schwarze Musik aus den USA als Instrument politischer Einflussnahme wirken sollte in afrikanischen Ländern, die gerade ihre Unabhängigkeit errungen hatten. Über die Arbeit an Fallbeispielen testen wir kulturtheoretische Konzepte wie u.a. Hubs (Meinhoff), Audiotopia (Kun), Weltmusik 2.0 (Burkhalter).

Semester: WiSe 2020/21