In ihrem Selbstverständnis sind die Popular Music Studies seit jeher inter- oder transdisziplinär angelegt. Cultural Studies, Musiktheorie, Literatur- und Theaterwissenschaften, Musikpädagogik, Linguistik, Psychologie, Gender Studies, Soziologie, systematische Musikforschung oder Ethnographie werden hier miteinander verknüpft, gegeneinander kontrastiert, verwässern sich gegenseitig oder kollidieren auch mal fulminant. Manche dieser Ansätzen entspringen jüngeren sozialen Bewegungen, andere pflegen eine Jahrtausende alte Tradition innerhalb akademischer Eliten.

In diesem Seminar behandeln wir epistemologische Grundlagen und übertragen sie in Anwendungsbeispiele der Popular Music Studies. Wie produzieren wir in den Popular Music Studies Wissen? Wie können wir diese Formen der Wissensbildung historisch einordnen? Welche blinden Flecken bringen die verschiedenen Ansätze mit? Wie können wir unsere eigene wissenschaftliche Position transparent machen? Mit welchen Strategien kann Evidenz und Wahrheit hergestellt werden? Innerhalb welcher Paradigmen arbeiten wir und wie beeinflusst diese Verortung unsere Wissensproduktion? Wie können wir Musik- und Tanzpraxis als Formen der Wissensproduktion begreifen? Schreiben wir Menschen, Märkten, Geräten, Klängen, sozialen Dynamiken, Diskursen oder sozialen Gemeinschaften Handlungsmacht (Agency) zu? Wie können Daten, Analysen und Diskurse mobilisiert werden, um eine Argumention zu führen? Wie sind Machtverhältnisse in musikalische und wissenschaftliche Anordnungen eingearbeitet? Mit welchen Methoden können wir Praxiswissen, implizites Wissen oder marginalisiertes Wissen erfassen und wo liegen die Grenzen dieses Unterfangens? Wie können wir Spekulationen oder magisches Denken als Erklärungsansätze fruchtbar machen?

Semester: SoSe 2020