Das Symposion gehört zu den berühmtesten und einflussreichsten Werken Platons:

Ein Erzähler berichtet vom Verlauf eines mehr als ein Jahrzehnt zurückliegenden Gastmahls, dessen Teilnehmer der Reihe nach Reden über die Erotik und die Rolle des Gottes Eros hielten. Dabei trugen sie unterschiedliche Ansätze aus teils gegensätzlichen Theorien vor. Jeder beleuchtete das Thema unter einem besonderen Aspekt. Es handelt sich nicht um einen Bericht über ein historisches Ereignis, sondern um einen fiktionalen, literarisch gestalteten Text. In diesem fiktionalen, hoch theoretisch geprägten Kontext ist die berühmte Rede des Sokrates zu finden, in der er von seinen lange zurückliegenden Unterhaltungen mit Diotima berichtet, einer weisen Frau, die Sokrates einst über die Liebe belehrt habe. Die von Sokrates im Dialog verteidigte Sichtweise wird deshalb als die von Diotima vorgestellt. In der Tat entspricht das Eros-Konzept der Diotima Platons eigenem Verständnis der Erotik. Es beinhaltet einen philosophischen Erkenntnisweg, einen Aufstieg, der vom Besonderen zum Allgemeinen, vom Vereinzelten zum Umfassenden führt. Der Liebende richtet den erotischen Drang im Lauf seines gestuften Erkenntnisprozesses auf immer umfassendere, allgemeinere, höherrangige und daher lohnendere Objekte. Der Weg beginnt mit der spontanen Begierde nach einem einzelnen schönen Körper und endet mit dem würdigsten Ziel, der Wahrnehmung des nur geistig erfassbaren „Schönen an sich“. Mit dieser „Schau“ des absolut Schönen erreicht die Sehnsucht des Erotikers ihre Erfüllung.

 

Im Seminar werden wir uns mit diesem Schlüsselwerk der abendländischen philosophischen Tradition befassen und wir werden versuchen, theoretische Inhalte, literarische Gestaltung, Struktur der Argumentationsweise, sprachliche und stilistische Eigenschaften als miteinander verknüpfte und einander beeinflussende Aspekte des Textes zu betrachten und zu erkennen.

 

Das Seminar wird stark diskussionsorientiert sein und setzt deshalb eine aktive Teilnahme voraus. Es wird erwartet, dass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Laufe des Semesters zumindest ein Referat halten sowie dass alle mit Fragen und Bemerkungen regelmäßig zur Diskussion beitragen.


Semester: WiSe 2020/21