Manchmal wundern sich Literaturwissenschaftler*innen an Universitäten darüber, dass Studierende ihre Gedichtinterpretationen selbst dann mit metrischen Analysen einleiten, wenn sie zur Interpretation überhaupt nichts beitragen. Bei solchen ritualisierten
Praktiken handelt es sich, das wäre jedenfalls eine Erklärung dafür, um schulisches Brauchtum. Immer wieder jedenfalls wird beobachtet, dass der Literaturunterricht funktionslose Formanalysen hervorbringt (Zabka 2012): Es wird, mit anderen Worten, viel
analysiert, aber für was diese Analysen eigentlich gut sind, ist unklar. Schon anders sähe die Sache aus, wenn solche Analysen von „Sackgassen“ oder „Stolperstellen“ ausgingen, an denen Leser*innen vor wirklichen Problemen stehen, aus denen sich dann echte
Fragen entwickeln (ebd.). Im Seminar sollen literarische Texte theoriegestützt daraufhin befragt werden, in welche Sackgassen Schüler*innen bei ihrer Lektüre überhaupt geraten können und welche Analyseaufträge sich daran sinnvoll anschließen könnten.
Wenn das Wintersemester digital stattfindet, wird die Veranstaltung als Mix aus synchronen und asynchronen Sitzungen stattfinden.

Semester: WiSe 2020/21