Mit der Ethologie entsteht Mitte des 20. Jahrhunderts eine Teildisziplin der Biologie die das Verhalten von Organismen und vornehmlich von Tieren zu ihrem Gegenstand erklärt hat. Aber auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften feierte der antike Begriff des „Ethos“ (griech. Wohnort, Herkunft, Sitte, Gewohnheit“) eine heute kaum mehr bekannte Konjunktur: Insbesondere Gregory Bateson formuliert bereits in den 30er Jahren in seiner ethnologischen Studie „Naven“ – durchaus in expliziter Konkurrenz zu den späteren naturwissenschaftlichen Definitionen – eine kulturwissenschaftliche Ethologie als Frage nach den Prozessen der Charakterbildung insbesondere der Geschlechter, aber auch mit Blick auf die kolonialen Umbrüche in den Gesellschaften Papua-Neuguineas. Im Seminar werden wir ausgehend von Lektüren Gregory Batesons einerseits versuchen die Genealogie dieser anderen kulturwissenschaftlichen Ethologie zu erkunden und andererseits unterschiedliche spätere Ausformulierungen einer solchen in den Blick nehmen. Nicht zuletzt werden wir uns die Frage nach dem Verhältnis und den Übertragungen zwischen einer Ethologie der Menschen und der Tiere stellen.

Semester: SoSe 2020