Das Seminar diskutiert unterschiedliche Aspekte des Anthropozäns in Hinblick auf ihre Implikationen für die künstlerische Praxis. Der Begriff selbst bezeichnet jenes Erdzeitalter, in dem menschliche Aktivitäten das Schicksal der Erde (Ghosh) beeinflussen. Dabei ist dieser Kreuzung von Geschichte und Geologie (Latour) ein weitgefächertes Konzept der Interventionen eingeschrieben, liegt es doch im existentiellen Interesse der menschlichen Spezies, die derzeitigen ökologischen Rahmenbedingungen weitgehend zu erhalten. Mit dieser erdgeschichtlichen Dimension kehren zugleich die langen Erzählungen zurück.
Vor diesem Horizont stellen sich die Leitfragen des Seminars: Was hindert momentan Literatur und Theater, das Anthropozän als signifikantes Thema zu entdecken? Wie ist das Kunstwerk des Anthropozäns beschaffen? Welche strukturellen Merkmale weist es auf, um Teil jener mit dem Konzept des Anthropozän intendierten Transformation zu sein? Nach welchen Kriterien sind ästhetische Interventionen zu entwerfen, die auch das Existenzrecht der nicht-menschlichen Bewohner des Planeten berücksichtigen? 
Anhand von Referaten werden unterschiedliche Kategorien anthropozäner Kunst wie Transformation, Naturbezug, Zeithorizonte erörtert, mit dem Ziel, dass die Teilnehmenden selbst Texte, Exponate, Performances, Handyfilme etc. erstellen, die im Rahmen des Seminars vorgestellt werden.

Semester: SoSe 2020