Im Seminar werden wir einerseits effektiven Gender-Ungleichgewichten in der Präsenz von Dirigentinnen in musikalischer Aufführungsgeschichte und -gegenwart gegenübertreten und andererseits fragen, wo derzeit die Potenziale von Frauen liegen, die an der Spitze von Klassischen Musikensembles / Orchestern stehen. Auch wird diskutiert, wie Grundlagen geschaffen werden können, um die Unterrepräsentanz konstruktiv zu verbessern.

Zugleich werden wir anhand von Beispielen untersuchen, wo aktuell Potenziale des Orchesterdirigierens im Allgemeinen liegen, wie unterschiedliche Führungsverständnisse umgesetzt werden, was zum Kapazitätsaufbau und Durchbruch gläserner Decken verhelfen kann und wie Dirigent*innen sich von einem männlich, weiß und ‚westlich‘ konnotierten, obsolet wirkenden Dirigenten- und Führungsbild innovativ absetzen können. Nicht selten wird an stereotypen Rollenbildern gegenüber der Anerkennung von Kompetenzen festgehalten, was die musikalische Wahrnehmung verzerrt. Durch die kontrastierende und vergleichende Betrachtung der Konstruktion von Leadership werden wir uns auch Fragen wie geteilte Führung, Dialog, Reflexion, Interpretation, Vertrauen, Identität, Verantwortung, Diskurs-, Feedback- und Vorbildkultur, Innovation und Change widmen.

Dass Frauen in Dirigierfunktionen untervertreten sind, bleibt gegenüber dem Selbstverständnis von Frauen in Führungspositionen sowie einem sich zunehmend durchsetzenden interaktiven Führungs- und Kommunikationsverhalten deutlich hinter dem Puls der Zeit. Der Gender-Blickwinkel kann limitierend wirken, er kann jedoch auch auf übergeordnete (sozial-)historische und performative Perspektiven verweisen und zeigen, was Diversity und Respekt an Mehrwert zu bewirken vermögen.

Semester: SoSe 2020