Im landläufigen Verständnis waren und sind die Begriffe von Ästhetik und Kultur eng benachbart, wenn nicht gar austauschbar. Dennoch ist ihr Verhältnis historisch alles andere als statisch gewesen; überdies ist – eine der wenigen Ausnahmen in der Kulturgeschichte – gerade der Begriff Ästhetik selbst nicht antiken Ursprungs. Im Seminar werden wir sowohl die Vorgeschichte bei Platon und Aristoteles, die beide gewichtige Akzente für die spätere Begriffsbildung gesetzt haben, als auch deren weitere Schicksale im Bereich der Kulturgeschichte vom Entstehen im Umfeld der deutschsprachigen Aufklärung bis hin zur gegenwärtigen Diskussion mit den Naturwissenschaften betrachten. Dabei soll ein Verhältnis von Kulturwissenschaft und Ästhetik immer im Blickfeld bleiben, das aus dem Gegensatz von Wahrnehmung (Aisthesis) und Erfahrung/Erkenntnis (Epistémē), sowie von Natur (Physis) und Kultur (Téchnē) immer wieder Spannungen bezieht. Inwieweit also eine „Wissenschaft des (Kunst-)Schönen“ mit den struktural angeordneten Regeln einer Kultur korrespondiert, diesen widerspricht oder sie sogar codiert, wollen wir gemeinsam im Seminar auch unter den erschwerten Bedingungen erkunden.
Eine ausführliche Literaturliste befindet sich im Gefolge des Seminarplanes.

Literatur zur Einführung:

  • Aristoteles: Metaphysik, Buch 1,1-2; 5, 1-5
  • Barck, Karheinz et al. (Hg.): Ästhetische Grundbegriffe Bd. 1, Artikel „Ästhetik/ästhetisch“ Stuttgart 22010, pp. 308-400.
  • Kittler, Friedrich: Eine Kulturgeschichte der Kulturwissenschaft. 2. Verbesserte Auflage, München 2001.
  • Platon: Phaidros
  • Schüller, Marco (Hg.): Texte zur Ästhetik. Eine kommentierte Anthologie Darmstadt 2013.
Semester: SoSe 2020