Mit Synästhesie, Epiphanie und Traum gewinnen in der Literatur um 1900 Wahrnehmungs- und Erfahrungsformen an Bedeutung, die in Abgrenzung zu ,Normal‘- und Wach-Zuständen entworfen und häufig mit einer besonderen ,Dichte‘ assoziiert werden. In der Synästhesie vermischen sich verschiedene Sinnesebenen, die Epiphanie lässt sich als Moment gesteigerter Erkenntnis beschreiben und dem Traum liegt – Freuds Traumdeutung zufolge – Verdichtungsarbeit als grundlegendes Prinzip zugrunde. Vor diesem Hintergrund soll in dem SE untersucht werden, was Synästhesie, Epiphanie und Traum für die Literatur so attraktiv macht und welche spezifischen Schreib- und Erzählweisen sich mit ihrer Darstellung verbinden. Welcher Umgang mit Zeit prägt die entsprechenden Texte, an welchen zeitgenössischen Wissensdiskursen sind sie beteiligt und inwiefern sind bestimmte Wahrnehmungsmodi geschlechtlich codiert oder dienen der Verhandlung und Verunsicherung von Geschlechterverhältnissen? Diesen Fragen nähert sich das SE mit exemplarischen Lektüren von u.a. Hugo von Hofmannsthal, Ricarda Huch, Else Lasker-Schüler, Robert Musil und Rainer Maria Rilke.

Semester: SoSe 2020