Seit seiner Entstehung hat der Begriff des Stils Anlass zu Reflexionen
über das Verhältnis von „menschlicher Subjektivität und
außermenschlicher Wahrheit“ (Gumbrecht, 1986, S. 728) gegeben. Er
changiert zwischen Einzigartigem und Gewöhnlichem, zwischen Originalität
und Regelhaftigkeit sowie zwischen Authentizität und Manieriertheit.
‚Stil‘ war daher lange eine wichtige Orientierungsgröße in literatur-
und kunsttheoretischen Betrachtungen; in den letzten Jahrzehnten ist
dieser Begriff in den kultur- und literaturwissenschaftlichen Debatten
jedoch zunehmend in den Hintergrund gerückt. Fast zeitgleich ist er in
die Sozialwissenschaft über das Konzept des Lebensstils eingewandert und
aus der Alltagssprache ist er nicht mehr wegzudenken kaum eine große
Zeitschrift kommt heute ohne die Rubrik ‚Stil‘ aus. Ausgehend von diesen
Beobachtungen fragen wir im Seminar anhand literatur- und
kulturtheoretischer, soziologischer und philosophisch-ästhetischer Texte
nach der Geschichte und Gegenwart des Phänomens ‚Stil‘.
- Kursverantwortliche/r: Dr. Pola Groß