Musik- und Technikgeschichte bilden seit jeher eine Symbiose. So ermöglichen Innovationen im Bereich des Instrumentenbaus neue ästhetische Ausdrucksformen. Gleichzeitig sind aber auch die Bedürfnisse von Interpret*innen Motor für technische Innovationen. Diese Symbiose lässt sich bereits im Zusammenhang von Pythagoras’ Forschung am Monochord oder Bachs “Wohltemperiertem Klavierbeobachten. Doch sie hat sich im 20. Jahrhundert mit Einzug der Elektronik in den Instrumentenbau sowie in den letzten Jahrzehnten mit der Digitalisierung in völlig neue Sphären bewegt. Technische Innovationen revolutionierten ästhetische Ausdrucksformen. Auch haben sie die Rollen von Komponist*innen, Interpret*innen und Produzent*innen neu definiert.  

In diesem Seminar untersuchen wir in einer Verschränkung von theoretischer und praktischer Arbeit, wie technologische Errungenschaften und Erfindungen die Grundlage für neue Stile in der populären Musik des 20. Jahrhunderts bilden. Insbesondere werden wir die Auswirkungen verschiedener Technologien im Bereich der elektronischen Tanzmusik anschauen.

 Wir lernen Prinzipienund Arbeitsweise verschiedener Hard- und Software-Technologien kennen und bearbeiten folgende Fragen: Was ist das Verhältnis zwischen Musiktechnologie und Kreativität? Welche Rolle spielt Musiktechnologie in Relation zu anderen Faktoren wie sozioäkonomischen Realitäten oder sich wandelnden Rezeptionsformen? Welche Zusammenhänge gibt es zwischen Komplexität technischer Möglichkeiten und Komplexität musikalischer Ausdrucksformen? Welche Rolle spielt die gezielte Zweckentfremdung von Soundtechnik? Warum entstehen Innovationen zuweilen gerade aus der Begrenzung der technischen Möglichkeiten?

Semester: SoSe 2020