Das SE erkundet anhand von Peter Handkes Publikationen zum Zerfall Jugoslawiens seit den frühen 1990er Jahren Schreibweisen zwischen Massenmedien und Literatur. Ausgehend von der Beobachtung, dass Handke in seinen Texten zu Jugoslawien eingespielte Formate und Verfahren der massenmedialen Kriegsberichterstattung kritisiert und ihnen eine andere, nur vermeintlich weniger medialisierte Form der "Augenzeugenschaft" entgegengesetzt, werden medienhistorische und -theoretische Dimensionen der Kriegsberichterstattung ausgelotet und mit Handkes Poetik einer über das "Faktische" hinausgehenden literarischen Beschäftigung mit Jugoslawien abgeglichen. Ein Blick auf die Debatten, die die Veröffentlichungen von Handkes Jugoslawien-Texten von Anfang an begleitet haben, soll die Aufmerksamkeit für Lektüreformen von Texten schärfen, die sich zwischen massenmedialer Intervention und literarischem Werk bewegen.

 


Semester: SoSe 2020