Das SE verfolgt die Literarisierung journalistischer Genres seit der Entstehung des New Journalism in den 1960er Jahren. Aus der ablehnenden Haltung gegenüber einem Journalismus, der die Wirklichkeit objektiv abzubilden beanspruchte, entwickelten Autoren wie Tom Wolfe und Hunter S. Thompson neue Schreibverfahren, die durch die radikal subjektive Perspektive eines teilnehmenden Beobachters geprägt waren. Anhand einzelner Genres (Essay, Interview, Reportage) zeichnet das Seminar nach, wie die Techniken des New Journalism seit den 1980er Jahren durch Autoren wie Christian Kracht oder Benjamin von Stuckrad-Barre auch vom deutschsprachigen Journalismus aufgegriffen wurden. Die notorisch gestellte Frage nach den Grenzen zwischen Journalismus und Literatur wird dabei nicht zuletzt anhand prominenter Fälschungsskandale wie den SZ-Interviews von Tom Kummer oder den Reportagen des ehemaligen Spiegel-Redakteurs Claas Relotius diskutiert.

Semester: SoSe 2020