Joseph Roth, der als einer der erfolgreichsten Journalisten vor 1933 galt, hat in seinem Romanwerk Bilder eines österreichischen Kaiserreichs entworfen, denen nostalgische Tönungen, aber auch utopische Prägungen zuzusprechen sind – beides in deutlichem Kontrast zu einem Nazideutschland, das Roth von Beginn an befehdete. Im SE soll in textnahen Lektüren eruiert werden, wie Roth im Medium der literarischen Erzählung bzw. des Romans seine Portraits eines Staates entwickelt, der mit dem 1. Weltkrieg unterging. Dabei konzentriert sich die Lektüre auf die Romane „Radetzkymarsch“ (1932) und „Die Kapuzinergruft“ (1938) sowie auf Erzählungen wie „Seine K. u. K. Apostolische Majestät“ (1928) und „Die Büste des Kaisers“ (1934). In Augenschein genommen werden zudem flankierende publizistische Aktivitäten und intertextuelle Referenzen in Ingeborg Bachmanns Erzählung „Drei Wege zum See“ (1972).

Semester: SoSe 2020