Das Wirken der kirchlichen Institutionen im Nationalsozialismus ist von außen bereits kritisch beleuchtet worden, doch fehlt bisher eine vertiefte Analyse ihres Handelns in der Zeit vor, während und nach dem „Dritten Reich“. Die evangelische Kirche hat sich vor, während und nach der NS-Herrschaft als ein Kind ihrer Zeit erwiesen. Schlagwörter wie „Kirchenkampf“ täuschen darüber hinweg, dass Protestanten vielfach den Weg zum Nationalsozialismus mit bereiteten und sich an Verfolgung, Nationalismus und Kriegsverherrlichung aktiv beteiligten. Im Seminar möchten wir uns gemeinsam mit den Teilnehmenden des Q-Teams der Rolle der Kirche im Nationalsozialismus, die in der jüngeren Forschungsgeschichte verstärkt kritisch hinterfragt wird, fachübergreifend und praxisorientiert widmen. Einbezogen wird dabei auch die Aufarbeitung in der Kirche selbst. Die gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse des Semesters sollen nach Abschluss der interessierten Öffentlichkeit präsentiert werden – beispielsweise durch Ausstellungen, Internet-Projekte (Podcast, Video) oder Print-Publikationen. Das breite thematische und forschungspraktische Spektrum umfasst:

-          Obrigkeitsdenken versus (christlicher) Widerstand

-          Luther als Zeuge, Wegbereiter und Rechtfertiger des Antisemitismus

-          schweigende Mehrheit/Schuldabwehr nach dem Krieg

-          regionale Besonderheiten/Nähe NS-Machtzentrum

-          Exkursionen in die gute Archivlandschaft bzw. zu Erinnerungsorten

-          Biographische Ansätze mit Hilfe von Original-Quellen (z.B. Akten)

-          Ausgrenzung: Christ:innen mit jüdischen Wurzeln, Homosexualität

-          Heldenverehrung und Kriegergedenken in den Kirchen


Semester: WiSe 2020/21