Was lässt uns gegenwärtig die Außengrenzen Europas im Angesicht der Toten als legitim akzeptieren? – Sicher sind es nicht nur Mauern und Stacheldrähte, die Grenzen setzen. Physische Grenzsetzungen bedürfen vielmehr symbolischer (und über Diskurse der Differenz) hergestellter Codierungen, um anerkannt zu werden. Ausgangspunkt des Nachdenkens über die historische Genese der gegenwärtigen Grenzen Europas ist daher gerade die Verbindung von territorialen (borders) mit anderen symbolischen Grenzziehungsprozessen (boundaries). Raumkonzepte seit der Antike werden im Rahmen der Vorlesung in ihrer Verwobenheit mit Körper-, Identitäts-, Geschlechter- und „Rassen“-Grenzen vorgestellt, die sich im Europamythos kristallisieren. Differenzkonstruktionen wur­den historisch unter­schied­lich visualisiert und in kartographische Ab­bildungen übersetzt, welche umge­kehrt die Wahr­neh­mungen Europas von sich selbst und seinen Grenzen mitbestimmten. Die Vorlesung schlägt einen Bogen von der Antike bis zur Gegenwart und bezieht verschiedenste Quellen (Text, Bild, Film) ein.  

Semester: SoSe 2020