(Queer-) feministische Denker:innen stellen dem unabhängigen, eigenständigen und individuellem Subjekt, das häufig der Ausgangspunkt liberaler Theorien ist, die Annahme grundsätzlicher gegenseitiger Abhängigkeit gegenüber. Dabei ist die Feststellung, dass wir als verkörperte und soziale Wesen voneinander abhängig sind, keinesfalls bloß deskriptiv. Diese Abhängigkeit wird auch als etwas wertvolles verstanden; als etwas, das unsere sozialen Beziehungen grundsätzlich ausmacht. 

Aber was genau bedeutet es von einer anderen Person, einer Institution, oder vielleicht sogar von sozialen Strukturen abhängig zu sein? Welche Formen von Abhängigkeit gibt es (z.B. politische, ökonomische, persönliche, körperliche...) und wie verhalten sich diese zueinander? Schränkt Abhängigkeit notwendigerweise Freiheit ein, oder tut sie es nur unter bestimmten sozialen, politischen und ökonomischen Umständen? Worin liegt das positive Potenzial von Abhängigkeit und unter welchen politischen, sozialen und ökonomischen Bedingungen könnte dieses realisiert werden? Um diese und weitere Fragen zu beantworten, werden wir uns in diesem Seminar mit Texten aus der Care-Ethik, den disability studies, dem marxistischen Feminismus, der Critical Race Theory, wie auch mit politischen Theorien zu Freiheit auseinandersetzen. Wir diskutieren diese Fragen anhand von konkreten Fällen, wie Fürsorgebeziehungen, dem Sozialsystem, Lohnarbeitsbeziehungen, oder der Mensch-Natur Beziehung. 


Semester: WiSe 2024/25