Deus ex Machina – der Gott aus der Maschine: Das war in den Anfängen des Theaters eine konkrete mechanische Apparatur, mit deren Hilfe im passenden Moment ein Gott auf die Bühne herabschweben konnte. Schon bald beginnt der Begriff jedoch ein Strukturprinzip zu beschreiben, in der ein allzu verwickelter Handlungsknoten nicht langsam entwickelt und aufgelöst, sondern mit dem unerwarteten Auftritt einer höheren Instanz blitzartig durchschlagen wird. Schon früh setzt die Kritik einer solchen Lösung ein – der Deus ex Machina wird zum Inbegriff einer unmotivierten und damit tendenziell für das Publikum unbefriedigenden Wendung. Zugleich sind die betreffenden Auftritte mitsamt begleitender Knalleffekte nicht nur äußerst unterhaltsam, sondern durchaus auch von systematischem Interesse: Hier gibt sich das Theater im Offenlegen seiner Maschinerie selbst als Theater zu sehen. Wir werden uns im Seminar zunächst der konkreten Bühnentechnik zuwenden, um im Anschluss daran die verschiedenen Versuche von Theorie und Kritik des dramatischen Prinzips in den Blick zu nehmen. Den Schwerpunkt bilden Lektüren von Dramen, die vom Theater des Barock bis zur Postmoderne den Deus ex Machina in wechselnden Gestalten einsetzen, um im letzten Moment unentwirrbare Handlungsfäden mit einem Hieb zu durchtrennen: Das kann durch Auftritte von Göttern und Gespenstern ebenso geschehen wie durch gerade noch rechtzeitig eintreffende Briefe oder unerwartete Erbschaften. Um neben der Lektüre und Analyse literarischer wie theoretischer Texte auch das eigene Schreiben über diese Texte zu üben, wird das Seminar neben sehr kurzen Präsentationen auch über das kontinuierliche Schreiben von Miniaturessays strukturiert.
- Kursverantwortliche/r: Dr. Hendrik Blumentrath