In der gegenwärtigen Literaturkritik wird prominent der Vorwurf erhoben, dass es sich bei einem relevanten Teil der Gegenwartsliteratur nicht um anspruchsvolle Kunstwerke, sondern um unterkomplexe weltanschauliche Texte handele. Literatur, so ein korrespondierender Vorwurf, werde zunehmend nicht mehr nach ästhetischen, sondern nach politischen Kriterien beurteilt. Besonders häufig richtet sich diese Kritik gegen zeitgenössische Romane und ihre Rezeption.
Um ähnliche Phänomene literaturwissenschaftlich zu beschreiben, wurde in der amerikanischen Literaturwissenschaft das Konzept des Thesenromans (roman à thèse) ausgearbeitet. Maßgeblich ist dafür Susan Suleimans Werk Authoritarian FictionsThe Ideological Novel as a Literary Genre (1983). Im Seminar wird das Konzept des Thesenromans ausgehend von Suleiman und in Auseinandersetzung mit gegenwärtigen literaturkritischen Debatten erarbeitet und auf seine Aktualität hin befragt. Das Seminar ist entsprechend in drei Einheiten gegliedert: (1) Einführung in gegenwärtige Debatten um das Verhältnis von Literatur und Politik, (2) Erarbeitung des Konzepts des Thesenromans und (3) Erörterung der Aktualität des Konzepts in Auseinandersetzung mit Romanen der Gegenwartsliteratur. 
Als seminarbegleitende Arbeitsleistung wird die Anfertigung eines Sitzungsprotokolls erwartet, das zu Beginn der folgenden Sitzung kurz erläutert wird.

Semester: WiSe 2024/25