Die Kategorie des Eigentums und die mit ihr korrespondierenden Prozesse der An- und Enteignung können als Schlüssel zum Verständnis der gesellschaftlichen Moderne wie auch der Gegenwart angesehen werden. An Diskussionen über die Privatisierung natürlicher Ressourcen, den Anspruch auf Territorium oder die Restitution von Kunstwerken lässt sich das ebenso beobachten wie an Auseinandersetzungen darüber, wem eigentlich die Städte gehören sollen, wie mit Prozessen der individuellen und kulturellen An- und Enteignung umzugehen ist und was geistiges Eigentum unter den Bedingungen der Digitalisierung und der rasanten Entwicklung von generativer KI noch bedeuten mag.

Diese zentrale Rolle von Eigentum zeigt sich auch in der Literatur, die sich vor allem in den letzten Jahren intensiv mit Prozessen der An- und Enteignung befasst hat. Im Seminar wollen wir das an Romanen wie etwa Reinhard Kaiser-Mühleckers Enteignung (2019), Heike Geißlers Die Woche (2022) oder auch Wolf Hass’ Eigentum (2023) nachvollziehen, aber auch theoretische Auseinandersetzungen mit Eigentum von Hegel bis Haraway berücksichtigen. Dabei wollen wir untersuchen, wie Literatur mit Diskussionen um Eigentum umgeht, wie sie sie also kontextualisiert, in sie interveniert und sich zu ihnen positioniert, aber auch fragen, inwiefern der literarische Umgang mit Eigentum mit den Bedingungen und Möglichkeiten der Romanform korrespondiert. 

Neben der regelmäßigen Teilnahme am SE wird für die Arbeitsleitung die Abfassung einer kurzen schriftlichen Arbeit erwartet.

Semester: WiSe 2024/25