Franz Bopps wegweisendes Werk Über das Conjugationssystem der Sanskritsprache in Vergleichung mit jenem der griechischen, lateinischen, persischen und germanischen Sprache (1816) wird heute gemeinhin als Begründung der Indogermanistik als wissenschaftlicher Disziplin angesehen. Bereits 30 Jahre vorher vermutete der britische Jurist und Philologe Sir William Jones bereits einen gemeinsamen Ursprung des Lateinischen, Altgriechischen und Sanskrits, nachdem er während seiner Zeit als Richter in Indien Sanskrit (kennen)gelernt hatte. Die Beschäftigung europäischer Gelehrter, die in jener Zeit selbstverständlich Latein und Altgriechisch konnten, mit dem Sanskrit stellte also die Initialzündung für die Indogermanistik und damit auch für die historisch-vergleichende Sprachwissenschaft dar.

Sanskrit, auch als Altindisch bezeichnet, zählt jedoch nicht nur wegen der bedeutenden Rolle, die diese Sprache in der Geschichte der Indogermanistik gespielt hat, nach wie vor zu den „Säulen“ dieser Wissenschaft. Mit seinen archaischen grammatischen Strukturen und seiner umfangreichen Überlieferung kommt dieser Sprache unverändert eine herausragende Bedeutung für die sprachvergleichende Betrachtung und die Rekonstruktion der indogermanischen Grundsprache zu.

Im ersten Teil dieser auf zwei Semester angelegten Übung sollen Schriftsystem, Phonologie und Morphologie des klassischen Sanskrits eingeübt sowie in ihren sprachhistorischen Kontext gesetzt werden, um den Studierenden auch das rekonstruierte Formensystem des Urindogermanischen näherzubringen. Die Vermittlung des Schriftsystems, der Phonologie und Morphologie erfolgt mit Hilfe von Felix Otters Grundkurs Sanskrit (2018). Am Ende des Seminars verfügen die Teilnehmen über Sanskritgrundkenntnisse, die im nächsten Sommersemester im zweiten Teil der Übung ausgebaut werden.

Semester: WiSe 2024/25