Ovids Metamorphosen sind lange Zeit als Schatzhaus (oder Steinbruch) für antike Mythen angesehen worden, erst in den letzten Jahrzehnten sind sie als das kühnste literarische Kunstwerk der Antike erkannt und erschlossen worden: Der Stoff reicht von der Entstehung der Welt bis in die politische Gegenwart Augusteischer Zeit, in den über 250 Mythenerzählungen entfaltet sich die subtilste Anthropologie, die sich denken lässt, und die literarische Reflexion bezieht sich nicht nur beinahe auf die gesamte antike Tradition seit Homer, sondern das Prinzip der Verwandlung durchdringt auch Ovids poetisches Handeln bis in Lautgestalt und Struktur des Textes.

Im Seminar wird es darum gehen, von dieser Komplexität anhand ausgewählter Passagen zumindest einen Eindruck zu gewinnen: Die Analyse einzelner Erzählungen soll stets mit Blick auf Motivketten und Themenlinien, auf narratologische Verfahren und auf die Dialektik von Teil und Gesamtkomposition erfolgen. Vielleicht ergibt sich daraus auch ein gewandelter Blick auf die anhaltende Wirkungsgeschichte der Metamorphosen. 

Ein Lehrveranstaltungsprogramm mit Materialien und Hinweisen zu Ablauf und Textauswahl wird ab Anfang Oktober über Moodle zugänglich sein.
Zur Übermittlung des Passwortes bitte ich um elektronische Voranmeldung unter: thomas.poiss@hu-berlin.de.

Text: Ovid, Metamorphosen, Lat./dt., hg. v. M. v. ALBRECHT (Stuttgart 1994 u. ö.; Reclam 18,80 Euro; in HU-Primus gibt es die Tusculum-Übersetzung von Niklas HOLZBERG, Ovid-Metamorphosen, Lat./dt., Berlin u.a. 2017 in elektronischer Version zum download)
Einführung: N. HOLZBERG, Ovids Metamorphosen, München 2016 (2007). E. FANTHAM, Ovid’s Metamorphoses, Oxford 2004.


Semester: WiSe 2024/25