„Köln ist die größte Stadt, die Metropole Germaniens, vollgestopft mit Handelsgütern und geschützt durch unzählige Heilige.“ Besser als in den Worten des englischen Mönchs und Chronisten William von Malmesbury konnte eine westeuropäische Stadt Anfang des 12. Jahrhunderts nicht dastehen. Köln war ein international vernetztes Zentrum des Handels, der Kunst und Architektur, und es besaß Reliquien – wirkmächtige Gebeine und Gegenstände verstorbener Heiliger – en masse. Heilige gehörten gewissermaßen zum Sozialkörper der Stadt und prägten das Stadtbild. Zwischen 1150 und 1250 wurden zahlreiche Kirchen neugebaut, umgebaut und erweitert. Nur in Rom bewegten sich größere Pilgerscharen durch die sakrale Topografie der Stadt. Wichtigstes Ziel waren die Gebeine der Heiligen Drei Könige, die sich seit 1164 in Köln befanden und etwa 1225 in den prächtigen, neu geschaffenen Schrein umgebettet wurden. Für ihn wurde 1248 der Grundstein für den Dom in seiner heutigen Gestalt gelegt (fertiggestellt erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts). Um das Jahr 1200 hatte Köln schätzungsweise 20.000 Einwohner:innen und musste den Vergleich mit Paris nicht scheuen. Die deutlich erweiterte Stadt erhielt eine neue Befestigungsanlage und galt manchem als Himmlisches Jerusalem.

Obgleich im Zweiten Weltkrieg weiträumig zerstört, bietet Köln die Möglichkeit, in die hochmittelalterliche Kunst und Architektur, ihre gesellschaftlichen sowie politischen Kontexte einzutauchen. Die Stadt enthält ein breites Spektrum originaler Kunstwerke – Wand- und Buchmalerei, Glasmalerei, Goldschmiede, Skulptur und Bauplastik – und ist somit ein idealer Ort, um das Zusammenspiel von Kunst und Architektur, Bildpraktiken und städtischen Räumen vertiefend zu untersuchen.

Semester: WiSe 2024/25