Schrift und Bild stehen in den mittelalterlichen Bildkünsten nicht in Opposition zueinander, sondern werden auf äußerst kreative Weise miteinander verbunden und ineinander verschränkt. Spektakuläre Beispiele finden sich insbesondere in der Buchmalerei, schließlich treffen hier Text und Bild unmittelbar aufeinander. Die Bücher sind der Ort künstlerischer Reflexion über die Bedeutung der Wörter, die Sichtbarkeit der Schrift und deren ästhetisch-semantisches Potenzial. Das gestalterische Spektrum scheint grenzenlos. Inschriften werden zu integralen Bestandteilen von Bildern; Spruchbänder beleben Figuren; Buchstaben wandeln sich in Figuren; Text wird unlesbar; Schrift wird zum Bild. Die Künstler:innen der mittelalterlichen Buchmalerei, so lässt sich argumentieren, geben ein kritisches Bewusstsein für die ästhetische Komplexität der Schrift vor, das in der Moderne fortwirkt.
Das Seminar wird dieser These nachgehen und ausgehend von einer kurzen Einführung in die Buchmalerei zunächst Beispiele aus diesem Bereich diskutieren, um dann – auf experimentelle Art – ausgewählte künstlerische Positionen der Moderne dazu in Bezug zu stellen. Für die Analyse der mittelalterlichen Bildwerke wird die Bereitschaft, sich auf theologische Inhalte einzulassen, unerlässlich sein.
- Kursverantwortliche/r: Studentische Hilfskräfte (Bildkulturen des Mittelalters)
- Kursverantwortliche/r: Prof. Dr. Kathrin Müller