Dieses Bachelorseminar begleitet Ihr fortgeschrittenes Studium.

Eine im Geschichtsstudium zu erwerbende Kernkompetenz ist die der historisch-kritischen Methode. Historiker:innen werden zu Expert:innen für das Sondieren, Sortieren, Einordnen und Bewerten von Quellen. Das ist besonders wichtig im sogenannten postfaktischen Zeitalter. Insofern mag es uns als herausfordernd erscheinen, wenn wir zwar echt Quellen haben, ihr Inhalt uns aber von Anfang an mit den Ergebnissen einer uralten Kultur- und Kommunikationstechnik konfrontiert, der Lüge.

Anhand ausgewählter Beispiele sollen die Potentiale der Beschäftigung mit Lügenerzählungen, Verschwörungsmythen und Unwahrheiten – auch als Perspektive einer postmodernen Geschichtswissenschaft – ergründet und die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bearbeitung geklärt werden. Auch die Frage nach der Abgrenzung der Lüge von der Fälschung oder der Verunechtung soll adressiert werden. Zugleich werden grundlegende Arbeitstechniken aufgefrischt und gefestigt, erprobt und einstudiert. In der ersten Sitzung werden die für alle verbindlichen „Spielregeln“ festgelegt und um die Vorschläge der Studierenden ergänzt.
Das Einüben grundlegender Arbeitstechniken und die Ausbildung eines Methodenbewusstseins sind essentiell für ein erfolgreiches Studium, das gilt auch für eines der Geschichte. Um den Anforderungen an das Studium der jeweiligen Teildisziplinen (wie etwa der epochal und meistens auf Europa ausgerichteten Mittelalterlichen Geschichte) gerecht zu werden, verknüpfen die Bachelorseminare propädeutische Aspekte mit thematischen Zugriffen.
Perspektiven auf Kommunikationsstrukturen, Überlieferung und begünstigende oder verschlechternde Faktoren ermöglichen nicht zuletzt aufgrund der Einflüsse kulturwissenschaftlicher Arbeiten die Fokussierung auf Kulminationspunkte historischen Arbeitens und Analysierens. Weiterhin soll unser Geschichtsbild über das sog. Mittelalter einer Prüfung unterzogen werden.

Anhand ausgewählter Beispiele vornehmlich, aber hoffentlich nicht nur aus dem sogenannten lateineuropäischen Mittelalter werden curriculare Aufgaben der Veranstaltungsform erarbeitet und somit Grundlagen für Quellendiskussionen geschaffen.
Vorgesehen ist zusätzlich ein halb- oder ganztägiger Ausflug an einem noch festzulegenden Termin. Sollte dies in Präsenz nicht möglich sein, gibt’s einen Online-Ausflug.

Es können im Rahmen der Veranstaltung Arbeitsfelder für die BA-Thesis im Bereich mittelalterliche Geschichte erprobt werden. Dies schließt – bei Interesse der Studierenden – dezidiert grundwissenschaftliche Arbeiten mit ein.

Auch über den eigentlichen thematischen Fokus hinaus sind Vorhaben, die in eine BA-Abschlussarbeit überführt werden sollen, stets willkommen.

Auf Wunsch der Studierenden wird die Veranstaltung (wie das Geschichtsstudium im Allgemeinen) mit einer Trigger-Warnung versehen: die Lektüre von Quellen erschüttert mitunter Weltbilder und fordert Denkmuster heraus. Sie offenbart und erfordert die Auseinandersetzung unter anderem mit menschlichen Abgründen, Gewalt, Zwang, Ungleichheiten, Politik, Religion.

Semester: SoSe 2024