Der Begriff der Revolution, der Prozesse des beschleunigten und einschneidenden Wandels beschreibt, kennt viele Bedeutungen. Von einer Revolution der Medienumwelten ist ebenso häufig die Rede wie von einer Revolution der Individualisierung und der Lebensstile. Ungeachtet dieser Verwendungen stellt Revolution jedoch eine Kategorie dar, mit der in erster Linie politische Prozesse benannt werden. In der Moderne ereigneten sich verschiedene politische Revolutionen, die in den Bereichen der Volksbildung und der Schulpolitik allesamt große Hoffnungen auf eine intensivierte und beschleunigte Veränderung gesellschaftlicher Verhältnisse erweckten. Das Seminar stellt politische Revolutionen als Labore für Bildungstransformation und pädagogische Experimente jenseits des langsamen, kumulativen Entwicklungspfades der Bildungssysteme ins Zentrum. Beginnend mit der Französischen Revolution, einer Art modellbildenden Ur-Revolution, über die europäischen Revolutionen von 1848, die Meiji-Restauration in Japan ab 1868, die Russische Revolution von 1917 bis hin zu den Revolutionen in Mexiko (ab 1910), Kuba (1959) und Nicaragua (1979) wird das Seminar der Frage nachgehen, wie das Verhältnis zwischen Politik und Bildung in diesen Prozessen verhandelt wurde, welche alternativen Formen von Bildung und Schule praktiziert wurden und welche modernen politischen Programme diese Veränderungen begründeten. Auf der Grundlage von Quellen und Forschungsliteratur werden sowohl die lokalen/nationalen als auch die transnationalen Aspekte dieser Transformationen behandelt. Teilnehmende dürfen in den ersten Sitzungen eine Auswahl von Revolutionen für das gemeinsame Lehrprogramm treffen; darüber hinaus besteht die Möglichkeit, eigene Schwerpunkte im Seminarprogramm festzulegen. Englische Lesekenntnisse sind nötig!

Semester: SoSe 2024