Die Vorlesung vermittelt einen Überblick über die wichtigsten Tendenzen des deutschsprachigen Dramas vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Mein besonderes Augenmerk gilt dem Eingang gesellschaftspolitischer Entwicklungen in die dramatische Form und den tragödienpoetologischen Positionen des modernen Dramas. Ausgiebig eingehen werde ich im Zuge dessen auch auf die Theorie oder Philosophie der Tragödie und des Tragischen (Hegel, Nietzsche, Benjamin, Scheler, Szondi), die parallel zum Drama des 19. und 20. Jahrhunderts entsteht und die sich zwischen den Zeilen oft mit dessen Nöten und Schwierigkeiten auseinandersetzt; auch und gerade dort, wo sie die antike Tragödie als idealisierte Kontrastfolie der zeitgenössischen Dramatik auszuweisen versucht.
Unter literarhistorischem Gesichtspunkt ist die Vorlesung in fünf Blöcke unterteilt: 1.) Die Dramatik Grabbes, Grillparzers, Hebbels und Büchners; 2.) Das Drama des Naturalismus (Hauptmann, Holz/Schlaf); 3.) Das Drama der Wiener Moderne (Hofmannsthal, Schnitzler), 4.) das Drama der Neuen Sachlichkeit und das epische Theater (Fleißer, Brecht); 5.) Das postdramatische Theater (Jelinek, H. Müller u.a.)
Ich werde auf mehrere ausgewählte Dramentexte detailliert eingehen und dabei Aufbau und formale Merkmale des Dramas stark berücksichtigen. Insofern frischt die Vorlesung auch dramenanalytisches Grundlagenwissen auf.
Literatur:
Bernhard Greiner: Die Tragödie. Eine Literaturgeschichte des aufrechten Ganges. Grundlagen und Interpretationen, Stuttgart 2012.
Volker Klotz: Geschlossene und offene Form im Drama, 14. Aufl., München 1999.
Manfred Pfister: Das Drama. Theorie und Analyse, 11. Aufl., München 2001.
Hans-Thies Lehmann: Postdramatisches Theater, 4. Aufl., Frankfurt a.M. 2008.
Juliane Vogel: Die Furie und das Gesetz. Zur Dramaturgie der „großen Szene“ in der Tragödie des 19. Jahrhunderts, Freiburg i.Br. 2002.
Alexander Weber: Episierung im Drama. Ein Beitrag zur transgenerischen Narratologie, Berlin/Boston 2017.
- Kursverantwortliche/r: Claude Haas