Das Prosawerk des argentinischen Schriftstellers Jorge Luis Borges ist formal in die Gattungen ‚Erzählung‘ und ‚Essay‘ unterteilt, folgt aber einem grenzüberschreitenden Konzept, das die Praxis und die Theorie des Schreibens miteinander zu verknüpfen sucht. Daraus entsteht eine besondere Textform, eine Art Zwitter aus literarischer Philosophie und philosophischer Literatur. Anhand der Lektüre ausgewählter Erzählungen und Essays sollen mit Borges besondere Momente der Literaturgeschichte – von der Antike über die Renaissance bis zur Moderne – aus der Perspektive der schriftstellerischen Praxis betrachtet und in einer hermeneutischen Perspektive befragt werden. Narratologische und stilistische Besonderheiten, die sich bei Borges aus der Zusammenführung von Philosophie und Literatur ergeben – etwa die Paradoxien der ‚utopischen Grammatik‘, der ‚imaginären Geografie‘ oder der ‚unendlichen Bibliothek‘ –, werden ebenfalls Gegenstand der Textarbeit sein und als Herausforderung an die Prosa des 20. Jahrhunderts beschrieben.
Eine aktive Teilnahme an der Vorlesung ist erforderlich.
- Kursverantwortliche/r: Gernot Kamecke