Gedankenexperimente dienen in der Philosophie als „Intuitionspumpen“ (Daniel Dennett) und haben verschiedene Funktionen: Sie werden eingesetzt, um Sachverhalte zu erklären, Überzeugungen zu stärken bzw. zu revidieren oder Begriffe zu schärfen. Obwohl sich Gedankenexperimente durch die gesamte Philosophiegeschichte hindurch nachweisen lassen, ist die systematische Auseinandersetzung mit deren Aufbau, Funktionsweise und dem Zusammenhang mit verwandten Szenarien in Literatur und Film relativ neu. Ähnlich verhält es sich mit der Idee, literarische Texte seien als Gedankenexperimente zu begreifen, die ebenfalls erst in jüngerer Zeit verstärkt Konjunktur erfahren hat. So betont etwa Catherine Elgin: „Just as thought experiments are fictions in science, works of fiction are thought experiments in art.“ Das Gedankenexperiment fungiert hier also als eine Art Brücke, die verdeutlichen soll, dass die häufig proklamierten Gräben zwischen den Disziplinen („two cultures“) gar nicht so tief sind.
Ganz in diesem Sinne werden im Seminar philosophische und literaturtheoretische Ansätze zu Gedankenexperimenten diskutiert und anhand von exemplarischen Gedankenexperimenten in Philosophie, Literatur und Film vertieft.- Kursverantwortliche/r: Eva-Maria Konrad