Die Stimme galt schon seit der Antike als Marker für das Geschlecht der
sprechenden und singenden Person. Zwar gibt es anatomische Merkmale, die
die Stimme formen, doch ist ein Großteil erlernt. So reicht bei vielen
trans Frauen eine Stimmtherapie, um ihre Stimme weiblich erscheinen zu
lassen. Die Stimme ist ein essentieller Teil der Genderperformance. An
Beispielen wie dem Kastraten kann aufgezeigt werden, dass sich diese
immer wieder verändert. Die hohe Stimme galt als das göttliche Ideal.
Mittlerweile werden raue, tiefere Stimmen wie die Kurt Cobains als
besonders „authentisch" und männlich wahrgenommen. Können
Gesangstechniken wie das Death Growling, bei denen aufgrund der starken
Verzerrung der Stimme das Geschlecht nicht gehört werden kann,
heteronormative Genderperformances in Frage stellen und durchbrechen? Da
sich Klang im Hören manifestiert, soll sich das Tutorium dem Gesang
über die Perspektive der rezipierenden Person nähern. Gemeinsam soll
erarbeitet werden, wie Hörerfahrungen sinnvoll für das wissenschaftliche
Arbeiten genutzt werden können. Die Studierenden sollen sich ein
kulturwissenschaftliches Schreiben über das Hören aneignen.
- Kursverantwortliche/r: Marlen Rieffel