Das SE widmet sich der journalistischen Gerichtsberichterstattung, der Gerichtsreportage und verwandten literarischen Texten des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Als in je unterschiedlicher und doch in entschiedener Weise an Tatsachen interessierte Genres und Texte suchen diese das Gericht als einen Ort auf, an dem strittige und fragliche Tatsachen verhandelt, dar- und hergestellt werden. Ihre Themen sind dabei so vielfältig wie die von ihnen bedienten Funktionen und Bedürfnisse: Sie würdigen große politische Prozesse, aufsehenerregende Verbrechen und Skandale ebenso wie kleinere und in ihrer Vielzahl gesellschaftlich umso bedeutendere alltägliche Verfahren etwa des Ehe-, „Sittlichkeits-“ und Arbeitsrechts; Aufklärung, Information und Justizkritik kann ebenso ihr Anliegen sein wie Unterhaltung oder die Fortsetzung der gerichtlichen Straffunktion in der strafenden Öffentlichkeit der Massenpresse. Behandelt werden u. a. Texte von Eduard Pötzl, Karl Kraus, Gabriele Tergit, Theodor Lessing, Siegfried Kracauer und Ernst Ottwalt – im medialen Kontext ihrer jeweiligen Ersterscheinungen, in ihren Sammlungen und in ihren Übergängen zwischen Journalismus und Literatur.
- Kursverantwortliche/r: Friedrich Weber-Steinhaus