Nachdem die höfische Literatur um die Mitte des 12. Jahrhunderts in der Minnelyrik ihr zentrales Sujet gefunden hat, die Liebe nämlich, reflektiert der etwas später einsetzende höfische Roman die Minne aus der Perspektive des Erzählens. Diesen Prozess zeichnet die VL nach: wie die Romane Heinrichs von Veldeke (‚Eneas‘), Hartmanns von Aue (‚Erec‘ und ‚Iwein‘), Gottfrieds von Straßburg (‚Tristan‘) und Wolframs von Eschenbach 'Titurel' von den Bedingungen der wahren Liebe handeln und dabei zugleich die Möglichkeiten des wahrhaftigen Dichtens dieser Liebe thematisieren. Der höfische Roman wird als eine Form selbstbewusster Sprachkunst gelesen, die im Erzählen virtuos ihre eigene Theorie entwirft. Eine wenigstens kursorische Kenntnis der behandelten Romane ist selbstverständlich hilfreich, wird aber in der VL nicht vorausgesetzt.
LiteraturH. Wandhoff: Vom Finden der Liebe in der Literatur. Die erzählte Poetik des höfischen Romans. Hamburg: Corlin 2021 (das Buch wird als pdf zur Verfügung stehen).
- Kursverantwortliche/r: Prof. Dr. Haiko Wandhoff