Die Situation, in die spätmoderne Gesellschaften im Anthropozän gestellt sind, lässt sich als adaptive Konstellation charakterisieren. Auf der einen Seite rücken Klimaveränderungen nicht nur eine Politik der anpassenden Stabilisierung spätmoderner Gesellschaften ins Zentrum, die angetan ist, die systemstabilisierenden Lebenswelten der Gegenwart tiefgreifend zu verändern. Auch die ‚digitale Revolution‘ rückt Anpassungszwänge als Effekt von Überwachung und Anpassungschancen im Zeichen eines smarten Managements von Märkten, Konsum und Ökosystemen in den Vordergrund. Anpassungsstrategien werden damit zu einem umkämpften Feld, in dem die Neusortierung sozialer Ungleichheit, die Neuerfindung der Politik im Zeichen planetarer Krisen, und die Transformation von Lebensführung im Anthropozän verhandelt werden. Wir widmen uns diesen drei Aspekten der adaptiven Transformation – Ungleichheit, Politik, Lebensführung – mit einem besonderen Schwerpunkt auf Kritik und der entsprechenden Rolle der Soziologie. Im Zentrum steht die Frage: Welche Modelle von Freiheit und Emanzipation können die normativen Leitplanken einer Gesellschaftsanalyse im Anthropozän bilden, die Anpassungsnotwendigkeiten akzeptiert, statt sie zu verdrängen?

Semester: SoSe 2024